Chancengleichheit in der Bildung

In Deutschland entscheidet der Bildungshintergrund der Eltern stärker über den eigenen Bildungserfolg als in nahezu allen anderen OECD-Ländern (PISA 2015). Nirgends ist Bildungserfolg so abhängig von der eigenen sozialen Herkunft. Ich fordere ein Ende dieses ungerechten Bildungssystems, der Bildungshintergrund der Eltern, Geschlecht, kultureller, migrantischer, religiöser und sozioökonomischer Hintergrund dürfen keinen Einfluss mehr auf Bildungschancen haben.

Die beiden letzten Jahre haben gezeigt, dass der deutsche Bildungsföderalismus am Ende ist, nicht mehr praktikabel ist. Deshalb muss endlich ein bundesländerübergereifendes, einheitliches Bildungssystem:

  • Eine bessere Vergleichbarkeit zwischen den Bundesländern muss geschaffen werden, einheitliche Lehrpläne und Abschlussprüfungen.

Ich fordere einen Umbau des Gesamten Schulsystems, angefangen bei Primar- und Sekundarstufe:

  • Jahrgangsklassen abschaffen, denn Alter ist nicht gleich Entwicklungsstand eines Kindes. Stattdessen entscheiden die Eltern in Rücksprache mit den pädagogischen Fachkräften.
  • Die Primarstufe soll in Zukunft die ersten sechs Klassen umfassen, gerade im ländlichen Gebiet können so Schulen im Dorf gehalten werden und die Dorfgemeinschaft erhalten werden.
  • Noten werden in der Primarstufe abgeschafft, stattdessen bekommen Kinder und Eltern mündliche Leistungsrückmeldungen, dies soll den Leistungsdruck vermindern und weniger abstrakt Entwicklungsmöglichkeiten offenlegen.
  • Auch in der Sekundarstufe sollen nicht in allen Fächern Leistungen durch Noten bewertet werden. Ausgenommen werden sollen Kunst, Musik, Sport und der Ethikunterricht.
  • Die Sekundarstufe soll, anders als aktuell in den meisten Bundesländern gängig, nicht mehr in mehrere Schularten untergliedert werden. Eine Gemeinschaftsschule soll die Förderung der „Leistungsschere“ beenden und den Schüler*innen gesellschaftsübergreifendes miteinander Lernen vermitteln. Abgeschlossen wird diese Gemeinschaftsschule durch einen gemeinsamen Abschluss,
  • Auf Wunsch und Bedarf kann die Schulzeit um drei Jahre verlängert werden und mit dem Abitur abgeschlossen werden. Hier muss auch die Einkommensgrenze der Eltern zum Recht auf das Schüler*innenbafög nach unten angepasst werden, nicht alle können sich drei zusätzliche Jahre Bildung leisten.
  • Latein soll in Zukunft erst in dieser Oberstufe als eine der wählbaren Fremdsprachen angeboten werden.
  • Ein gemeinsamer Ethikunterricht soll die verschiedenen Religionsunterrichte ersetzen.
  • Eine grundlegende Änderung betrifft auch das Nicht-Vorrücken bei zu schlechten Noten, es soll abgeschafft werden. Ich setze mich dafür ein, dass Schüler*innen nur noch nach einem Gespräch mit den Erziehungsberechtigten und unter Berücksichtigung des Schüler*innenwunsches ihre Klassenstufe wiederholen.

Daneben setze ich mich ebenso für die Einführung der gebundenen Ganztagsschule ein:

  • Beginnend mit der ersten Klasse, gehen alle Kinder, die eine staatliche Schule in Deutschland besuchen, an vier Tagen der Woche mindestens acht Stunden zur Schule. Der Unterricht wird auf diesen gestreckten Zeitrahmen verteilt, so profitieren alle von mehr Förderung und weniger Zeitdruck.
  •  Als grundlegend für dieses System betrachte ich ein Zweiklassenlehrkräftesystem, die auch die Vorteile des Digitalunterrichts implementieren.
  • Durch diese Schulform wird das familiäre System weniger belastet, denn Förderung und Übern findet im schulischen Kontext statt.
  • Gerade Kinder aus ökonomisch schwächeren Familien bekommen so Zugang zu einem vielfältigeren Freizeitangebot, das in Kooperation mit lokalen Vereinen und Partner*innen konzipiert wird.
  • In der Ganztagsschule findet mehr sprachliche Förderung durch erhöhten sprachlichen Input statt, offene Unterrichtsformen können vermehrt eingesetzt werden und fächerübergreifender Unterricht mit lebensweltlicher Orientierung kann so angemessen stattfinden.
  • Meiner Meinung nach ist hier auch die Entwicklung eines Schüler*innenorientierten Lehr-Lernkonzepts nötig, das Lernorte bietet, an denen nach Bedarf und selbstständig gelernt werden kann.
  • Für den Kampf gegen Extremismus brauchen wir eine verbesserte inhaltliche Demokratieförderung und politische Bildung und -teilhabe im Unterricht.
  • Die gewählte Schüler*innenvertretung muss mehr Mitspracherecht und Einwirkungsmöglichkeiten auf das Schulleben erhalten, auch hier findet demokratische Partizipation statt.

Ich mache mich auch für eine bessere Finanzierung von Bildung stark:

  • Wir brauchen mehr Geld für mehr Lehrkräfte und anderes pädagogisches Personal, damit diese mehr fördern, fordern und integrieren können.
  • Wir brauchen zusätzliches Personal, um gerade in sozioökonomisch schwachen Gebieten kleinere Klassen zu bilden.
  • Die Digitalisierung an Schulen muss besser finanziert werden. Es werden Geräte für Lehrkräfte und für Schüler*innen benötigt, die sich diese selbst nicht leisten können, auch über die Zeit des Homeschoolings hinaus, denn digitale Kompetenz ist längst eine Schlüsselkompetenz unserer Gesellschaft.
  • Wir brauchen mehr Geld für Pädagogik- und Digital-Fortbildungen.
  • Außerschulische Bildung und der Austausch ins Ausland müssen besser finanziell unterstützt werden.

Meiner Meinung nach bringt ein geändertes Schulsystem wenig ohne eine veränderte Lehrer*innenausbildung:

  • Schon bei der Berechnung der benötigten Studienplätze muss ein Umdenken stattfinden. Die nötigten Plätze richten sich nach der Berechnung der Kultusministerien zu den benötigten Lehrkräften. Bisher orientiert sich diese Zahl an einem Mindestmaß, das kann im besten Fall optimistisch, aber keinesfalls realistisch genannt werden.
  • Ich fordere ein gemeinsames Grundstudium für die Lehrkräfte der verschiedenen Ausrichtungen und Förderungsdisziplinen. Sie sollen hier einen gemeinsamen Grundstock an pädagogischem Wissen erwerben, bevor sie sich auf ihre jeweilige Schulform spezialisieren.
  • Neben dem Staatsexamen soll auch das Referendariat abgeschafft werden, stattdessen müssen schon während den Studium mehr und längere praktische Phasen, auf die dann wieder theoretische Einheiten mit Reflexion folgen, implementiert werden.

Ich setze mich ebenso für die Modernisierung des Beamtentums ein:

  • Die finanzielle Besserstellung einzelner Schularten und die Benachteiligung der nicht-verbeamteten Pädagog*innen muss ein Ende haben.
  • Lehrkräfte müssen zu mehr Fortbildungen verpflichtet werden, um aktuelle Entwicklungen aus der Lebenswelt der Schüler*innen gebührend berücksichtigen zu können.
  • Beamt*innen im Schuldienst müssen sich solidarisch mit dem Rest unserer Gesellschaft zeigen, ein separater Topf für Rente und Krankenversicherung ist dem nicht dienlich.

Mit dem Schulabschluss endet Bildung aber nicht, deshalb müssen sich auch bei Hochschulpolitik und Weiterbildungsangeboten Gegebenheiten ändern:

  • Elternunabhängiges Bafög für alle.
  • Mehr Mitspracherecht für die verfasste Studierendenschaft.
  • Das einzige Ziel von Bildung im Berufsleben ist nicht nur die Qualifikation, deshalb müssen vielfältigere Weiterbildungsangebote, Bildungsangebote und Volkshochschulen gefördert werden.
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